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Naundorf b. Oschatz


Das Rittergut Naundorf

Aus "Rund um den Collm" vom 26.5.1997 Seite 6
Verfasser: S. Heidler

Es war im Kriegsjahr 1942. Der Überfall auf die Sowjetunion forderte immer mehr Männer aus Deutschland. Arbeitskräfte wurden knapp. Eine Pennälerklasse stand jeden Morgen am Bahnhof Süd in Oschatz und fuhr mit der Kleinbahn nach Naundorf. Unsere Arbeitsstätte war das Rittergut. Wir waren froh den Schulalltag mit praktischer Arbeit zu vertauschen. Gleich am Ortsausgang war ein großes Möhrenfeld. Hier war unser Arbeitseinsatz. Die vielen Möhren konnten nicht mehr das Tageslicht und die Sonne empfangen. Also zogen wir Unkraut. Die Möhren dankten es uns. Mittags erhielten wir auf dem Rittergutshof unser Essen. So lernte ich das Rittergut Naundorf kenne, noch mit Schloß und Park und intaktem Wirtschaftshof...

1241 wird erstmals ein Herrensitz Nuwendorf genannt. Dann schweigen wieder lange die Quellen. Die ersten namentlich bekannten Lehnsherren waren aus der Familie von Truchseß, welche in der Amtshauptmannschaft auch noch auf anderen Rittergütern waren. 1583 und 1586 sind ein Dietrich von Truchseß verzeichnet, welcher auch noch Wellerswalde be- saß. In der Dahlener Kirche steht ein Denkmal von ihm. Das Geschlecht von Truchseß ist bis 1642 auf Naundorf nachweisbar. Dann ist Naundorf durch Verarmung oder den Auswirkungen des Dreißigjährigen Krieges in andere Hände gekommen. 1657 wird der Rittmeister Johann von Schardt als Besitzer genannt. Ihm folgen seine Erben bis 1691. Im 18. Jahrhundert ist dann Besitzer Stiftsrath Johann Daniel von Koseritz, welcher aber auch mit von Schardt verwandt war. Ab 1731 ist es Frau Friederike Sophie verwitwete Rittmeisterin von Metzsch. Ihr folgen der Freiherr von Rosenthal, danach ein Herr von Ernst oder Ernest.

Im Jahre 1790 wurden auch die Bauern in Naundorf unruhig und wandten sich infolge der starken Bedrückung gegen ihren Rittergutsherrn. Im Dezember des Jahres kündigten 21 Bauern ihre Zinsen und Frondienste für das Rittergut. Aber dies war nur ein Teil der Untertanen. Die Aktion war wie überall im Collmer Land erfolglos. Ein Johann Georg R. kam ohne Anlegung von Beineisen wegen übler Reden auf die Festuna Königstein, ein anderer Anführer wird in Waldheim inhaftiert, 16 weitere Untertanen erhalten Gefängnissstrafen zwischen ein und acht Wochen. Erst 1830 kommt es zur Aufhebung der Frondienste. Ende des 18. Jahrhunderts geht dann das Gut in den Besitz der Edlen von der Planitz über. Dieses Geschlecht besaß das Gut bis 1945. Ende des 19. Jahrhunderts war es Carl Bernhard Ferdinand Edler von der Planitz, welcher auch Königlicher Sächsischer Kammerherr und Domherr zu Meißen war.Vorletzter Besitzer ist dann Leopold Edler von der Planitz, welcher eine umfangreiche Bibliothek anlegte, welche nahezu alle Literatur von und über Goethe und seine Zeitgenossen enthielt. Gleich im ersten Kriegsjahr des Ersten Weltkrieges (1914 bis 1918) fällt dieser in Frankreich. Im Park zu Naundorf findet er seine letzte Ruhestätte. Seine beiden Söhne sind da noch minderjährig. So ist seine Frau viele Jahre die Besitzerin. Der älteste Sohn Karl Bernhard Ferdinand Edler von der Planitz wird dann später der letzte Besitzer von Naundorf mit Stennschütz.